Ein romantischer Herbst in Rothenburg ob der Tauber
Die Fotos für diesen Blogpost wurden zu unterschiedlichen Zeiten und bei unterschiedlichem Licht aufgenommen – wundert euch also nicht über die Farbvielfalt…
Manchmal beginnen die schönsten Kapitel einer Reise genau dann, wenn das Leben plötzlich eine Pause einlegt. Nach meinem Sturz mit dem Mountainbike und der anschließenden Operation wurde schnell klar: Heilung braucht Zeit – und manchmal auch ein bisschen Magie für die Seele. Unsere geplante Reise nach Österreich haben wir deshalb verschoben. Radfahren geht im Moment noch nicht, und alles konzentriert sich jetzt darauf, dass die Genesung gut und schnell verläuft. Eigentlich hatten wir so darauf gehofft, in Österreich die Landschaft auf dem Rad zu erkunden. Die Fäden wurden mir bereits am Freitag vor unserer Abreise entfernt, die Wange war noch geschwollen und blau – fast wie bei einem Boxer. Trotzdem spürten wir dieses kleine Abenteuer-Feeling und wollten unbedingt los.
So entstand die Idee, gemeinsam – zu viert (mein Mann, Niko, Amico und ich) – einen kurzen, romantischen Ausflug zu unternehmen. Unser Ziel: Rothenburg ob der Tauber. Bayern haben wir bereits sechsmal bereist, und jedes Mal war es ein Stückchen Heimkommen in unsere liebsten Ecken Deutschlands. Rothenburg ob der Tauber stand schon lange auf unserer Liste – ein Ort, der sich perfekt für einen entspannten, ganz „easy“ Trip eignet, ohne Mountainbike oder Klettersteig ;-)
Wir beschlossen, uns fünf Tage Zeit zu nehmen – von Montag bis Freitag inklusive. Eine kleine Flucht, aber mit großer Wirkung. Schon die Anfahrt versprach eine besondere Stimmung: sanfte Hügel, herbstlich gefärbte Bäume, Dörfer, die wie Aquarelle an der Landschaft klebten.
Am Sonntag haben wir unsere kleinen Koffer gepackt, die Kamera griffbereit – das Abenteuer konnte beginnen. Natürlich haben wir uns vorher die beliebtesten Spots in der Stadt angeschaut, um zu wissen, was es zu entdecken gibt und wo man gemütlich etwas essen kann. Mit viel Vorfreude warteten wir auf den Montagmorgen.
Ach ja … unsere beiden Vierbeiner haben wir natürlich auch nicht vergessen! Ihr leckeres Futter, frisches Wasser, ihre kleine „Kosmetiktasche“ und die kuscheligen Decken waren selbstverständlich mit dabei.
Auf geht´s…
Je näher wir kamen, desto mehr entstand das Gefühl, als würde ein neues Kapitel beginnen. Von unserem Standort in Brake (Unterweser) benötigt man etwa 5,3 Stunden…
So, jetzt geht’s los mit unseren Erlebnissen – bereit?
Bevor wir uns auf Entdeckungstour machten, wollten wir natürlich wissen, wo dieser besondere Ort eigentlich liegt. Rothenburg ob der Tauber – ein Name, den wir schon so oft gehört hatten. Die Stadt befindet sich in Bayern, im Regierungsbezirk Mittelfranken, und gehört zu den bekanntesten mittelalterlichen Städten Deutschlands. Sie liegt malerisch oberhalb des Flusstals der Tauber und zieht jedes Jahr unzählige Besucher aus aller Welt an.
Ein spannender Fakt: Schon im 19. Jahrhundert war Rothenburg ein echter Magnet für Künstler und Romantiker – Maler, Schriftsteller und Reisende ließen sich von der einzigartigen Altstadt inspirieren. Und auch heute noch fühlt es sich an, als wäre die Zeit hier stehen geblieben.
Erste Begegnung
Unser erster Eindruck von Rothenburg war eindeutig: unglaublich enge Gassen! Unsere Unterkunft lag ebenfalls an einer winzigen, schmalen Straße, auf der man mit dem Auto kaum manövrieren konnte – vorwärts, rückwärts, wieder vorwärts oder rückwärts hinausfahren, anders ging es einfach nicht. Faszinierend, wie eng alles gebaut ist.
So sind viele Gassen im historischen Zentrum: charmant, aber für Autos wirklich eine Herausforderung. Wir haben deshalb unser Auto sofort auf dem Parkplatz abgestellt, der zu den Apartments gehört, und es während unseres gesamten Aufenthalts nicht mehr bewegt. In diesen engen Straßen zu fahren, wäre schlicht kein Vergnügen gewesen. Manche Gassen sind so schmal, dass kaum drei Menschen nebeneinander Platz finden. Wirklich erstaunlich – und gleichzeitig Teil des besonderen Charmes dieser Stadt.
Gedanken am Rande.
Dieser Blog ist erst vor Kurzem entstanden – und doch liegen bereits so viele Reisen hinter uns, dass sich die genaue Zahl der Hotels kaum mehr zählen lässt. Jedes Mal, wenn die Buchungsseite von Booking.com geöffnet wird, tauchen Erinnerungen an all die schönen Zeiten auf. Hätte dieser Blog schon früher das Licht der Welt erblickt, gäbe es heute wohl unzählige spannende Geschichten zu erzählen.
Aber wie man so schön sagt: Besser spät als nie.
Übernachtet wurde diesmal in charmanten Apartments direkt im Herzen der Stadt – eine absolute Punktlandung. Die Gastgeberin, Frau L. , war unglaublich freundlich, hat alles gezeigt und gleich ein angenehmes Gefühl vermittelt. Vorab wurden natürlich die Bewertungen gelesen – durchweg positiv, was sich dann auch vor Ort bestätigt hat. Ursprünglich standen auch Hotels zur Auswahl, aber je länger die Angebote betrachtet wurden, desto klarer wurde die Entscheidung: Apartments. Zum einen wegen der perfekten Lage mitten im Zentrum, zum anderen, weil man dort einfach sein eigener Herr ist.
Und ehrlich gesagt: In letzter Zeit treiben es viele Hotels mit den Preisen für Hunde schlicht zu bunt. Wer zwei kleine Hunde hat, weiß, dass man selbstverständlich bereit ist, für Reinigung zu zahlen – keine Frage. Aber wenn plötzlich für fünf Nächte fast 200 € nur für zwei winzige Fellnasen verlangt werden, kommt man schon ins Grübeln. Welche Art von „Spezialreinigung“ rechtfertigt bitte so eine Summe? Man hat fast das Gefühl, manche Häuser nutzen das Thema Hund inzwischen als willkommene Zusatzeinnahmequelle. Schade eigentlich – gerade, wenn es sich um renommierte Hotels handelt. Unsere Bewertung haben wir bereits auf Tripadvisor hinterlassen.
Diese Aufnahme werde ich erst ganz am Ende unserer Reise machen.
Am Abreisetag hieß es für uns: früh aufstehen, gemütlich frühstücken und rechtzeitig alles schaffen, denn Check-out war um 10:00 Uhr. Ein kleiner Snack vor der Fahrt musste natürlich auch sein. Unsere beiden Fellnasen, Niko und Amico, standen wie immer in der Küche ganz vorne – erste Reihe, aufmerksam und voller Hoffnung auf ein Krümelchen.
Erkundung am ersten Abend
Ein Spaziergang durch Rothenburg ob der Tauber fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise. Hinter jeder Ecke wartet ein neues Bild: enge, verwinkelte Gassen führen zu offenen Plätzen, bunte Fachwerkhäuser reihen sich dicht aneinander, und die Stadtmauer umrahmt das Ganze wie eine historische Kulisse.
Kaum hatten wir uns in unseren Appartements eingerichtet und ein wenig mit unserem „neuen Zuhause“ vertraut gemacht, beschlossen wir, gleich einen kleinen Erkundungsspaziergang zu unternehmen. Nur etwa 50 Meter durch eine schmale Gasse – und schon standen wir mitten im Herzen der Stadt. Herrlich!
Das erste, was uns sofort ins Auge fiel, war das Kriminalmuseum. Klar, da müssen wir unbedingt rein! Was es dort wohl alles zu entdecken gibt? Neugierig? Dann unbedingt weiterlesen ;-)
Wir zogen erst einmal weiter durch die Altstadt …
Wer gern fotografiert oder bloggt, findet hier unzählige Motive – von liebevoll dekorierten Schaufenstern bis hin zu beeindruckenden Panoramaausblicken über das Taubertal.
„Märchenstadt“
Künstlerisch besonders spannend:
Der berühmte US-amerikanische Disney-Hintergrundmaler Claude Coats ließ sich in den 1940er Jahren vom Plönlein inspirieren, als er Kulissen für den Zeichentrickfilm „Pinocchio“ (1940) entwarf. Die märchenhafte Altstadtansicht mit dem schmalen Fachwerkhaus zwischen zwei Straßen, dem Turm und der Kopfsteinpflastergasse diente als Vorlage für Geppettos Dorf.
Die Stadt wird auch als „Märchenstadt“ bezeichnet, weil sie Filmemachern aller Couleur besonders ans Herz gewachsen ist – vor allem jenen, die Märchen aus dem Mittelalter verfilmen. Von „Pinocchio“ über „Aschenputtel“ bis hin zu Geschichten wie „Daumenlutscher“ waren hier einst ganze Filmteams unterwegs. Die gesamte Stadt wirkt wie ein großes, lebendiges Freilicht-Set des mittelalterlichen Lebens. Mit ein paar Straßenschildern und moderner Beleuchtung „gedrapiert“, ist die Szene aus dem Mittelalter im Handumdrehen einsatzbereit.
Dieses Foto entstand kurz vor unserer Abreise, gegen 7:30 Uhr morgens. Das malerische Plönlein haben wir in diesen fünf Tagen wirklich von allen Seiten erkundet – deshalb sind auf dem Bild keine Menschen zu sehen. Auf Reddit bekam ich den Kommentar, dass es fast unglaublich sei, diesen Platz einmal so leer zu fotografieren.
Ein kleiner Einblick aus dem Reiseführer
Einer der letzten bekannten Filme, die in Rothenburg gedreht wurden, war „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Im guten alten England fand die Crew kein passendes Setting, sodass die Filmproduktion schließlich nach Deutschland reisen musste.
Das Plönlein ist ein kleiner Platz in Rothenburg ob der Tauber. Der Name bedeutet wörtlich „Kleiner Platz“. Er besitzt sowohl architektonischen als auch historischen Wert und gehört zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt.
Das Plönlein zählt zu den meistbesuchten Orten Rothenburgs und ist auf Fotos, Postkarten und Souvenirs allgegenwärtig. Den schönsten Blick auf den Platz hat man von der Stadtmauer aus.
Der Platz entsteht durch das Zusammentreffen von zwei wichtigen Straßen der Stadt: eine verläuft rechts vom Tal der Tauber, direkt vom Doppelbrückenweg, die andere links vom südlichen Stadtrand. So entsteht die charakteristische, dreieckig geformte Fläche des Plönleins.
Auf Entdeckungstour durch die Stadt
Ein leichter Morgendunst hüllte die Stadt in sanftes Licht und verlieh den Gassen einen besonderen Zauber. Am frühen Morgen war kaum jemand auf den Straßen zu sehen, nur vereinzelt begegneten uns Frühaufsteher – genau der richtige Moment, um die Atmosphäre in Ruhe einzufangen. Die Stadt erwachte erst gegen 10:00 Uhr. Schon an den ersten Tagen spürten wir, wie viel Glück wir mit dem Wetter hatten: Sonnenschein, klare Luft und sanftes Licht begleiteten uns auch an den folgenden Tagen und machten unsere Spaziergänge besonders angenehm und unvergesslich.
Hier ein Beispiel eines städtischen Platzes zu etwas belebteren Stunden – wahrscheinlich ist es trotzdem noch nicht der perfekte Moment. Es gibt nur einen kleinen Eindruck davon.
Tourismus in Rothenburg o.d. Tauber
Viele Menschen aus ganz Deutschland, Europa, Kanada, den USA sowie aus China und Japan kommen hierher, um die besondere Atmosphäre der Stadt zu erleben. Wir haben einen Mann aus Colorado getroffen und auch eine Familie aus Kanada kennengelernt. Sie haben in Kanada ebenfalls zwei Zwergspitze, und einer ihrer Hunde heißt genauso wie unserer – Niko. Das war wirklich lustig!
Unsere süße Touristen
Morning Pit Stop – Kaffee und Croissant in unserem Lieblingscafé
Nach unserem morgendlichen Spaziergang durch die kleinen Gassen der Altstadt führte uns unser Weg immer in unser Lieblingscafé, wo wir ein gemütliches Frühstück genossen. Die Straßen waren noch ruhig, das Licht sanft, und wir ließen uns treiben, bestaunten die Häuser im traditionellen Stil und die kleinen Cafés und Restaurants ringsherum. Dieses historische Ambiente verlieh der Stadt einen besonderen Charme – es fühlte sich an, als wäre die Zeit für einen Moment stehen geblieben, während wir unseren Kaffee schlürften und den Morgen in vollen Zügen auskosteten.
Sehr leckeres Cappuccino gab es in dieser Bäckerei. In der Region gibt es viele davon. Auch das Brot, das wir gekauft und mit nach Hause genommen haben, war richtig lecker. Kurz gesagt: alles sehr köstlich.
Nach den morgendlichen Spaziergängen beschlossen wir, die beeindruckende Stadtmauer nach und nach zu erkunden. Ein paar Eindrücke davon zeigen die nächsten Fotos – einfach weiterblättern.
Rothenburg ob der Tauber ist ohne jeden Zweifel die beliebteste mittelalterliche Stadt Deutschlands bei Touristen. Das bestätigen regelmäßig verschiedene Studien und Umfragen.
Auch die kleinen Läden in der Altstadt sind einen Besuch wert. Hier gibt es viele hübsche Souvenirs, originelle Geschenkideen und regionale Spezialitäten zu entdecken. Besonders charmant sind die liebevoll dekorierten Schaufenster, die sofort ins Auge fallen. Es macht richtig Spaß, einfach ein wenig zu stöbern, Kleinigkeiten zu entdecken oder ein besonderes Andenken an Rothenburg mitzunehmen.
Mittelalterliche Klänge in der Altstadt
In Rothenburg herrscht eine ganz besondere mittelalterliche Atmosphäre. Sanfte, beruhigende Musik aus vergangenen Zeiten erfüllt die Gassen – einfach zauberhaft und poetisch.
Stadtmotive
Die Altstadt ist eine charmante Mischung aus italienisch-deutschem Stil…
Die Farben in der Stadt sind einfach fantastisch – die Häuser erinnern an eine Schachtel bunter Buntstifte.
Diese Gasse ist so eng (wie ich bereits erwähnt habe), dass drei Personen nebeneinander kaum Platz haben. Genau solche kleinen Ecken machen den Spaziergang durch Rothenburg so besonders – überall entdeckt man etwas Neues!
Nostalgie-Tour
Hier in der Stadt kann man mit so einem lustigen kleinen Auto herumfahren.
Ein Spaziergang entlang der Stadtmauer
Spitalbastei
Unser Weg begann am Spitaltor. Über eine schmale Treppe stiegen wir hinauf auf die Stadtmauer und folgten dem sogenannten Spital-Bastion-Rundweg. Diese Tour ist eine der schönsten Möglichkeiten, die rund vier Kilometer lange Stadtmauer Schritt für Schritt zu entdecken und dabei die besondere Aussicht auf Rothenburg zu genießen.
Das Rothenburger Spital, später Heilig-Geist-Spital genannt, entstand nach 1280 aus einer Stiftung und widmete sich besonders der Pflege von Kranken und älteren Menschen. Auch Reisende durften hier bei Ankunft nach Einbruch der Dunkelheit übernachten – wohl aus Sicherheitsgründen. Aufgrund der Vielzahl der Gebäude wirkte das Spital wie eine kleine Stadt in der Stadt.
Ein Großteil des Rundwegs führt direkt oben auf der Stadtmauer entlang – mit kleinen Durchgängen, alten Holzdächern und wunderbaren Ausblicken über Dächer und Gassen. Ein kurzer Abschnitt verläuft außerhalb der Mauer, was den Spaziergang zusätzlich abwechslungsreich und spannend macht.
Einige historische Fakten
Schon im 16. Jahrhundert bekam Rothenburg ob der Tauber wegen seiner besonderen Stadtsilhouette den Beinamen „Fränkisches Jerusalem“. Die vielen Türme – ganze 42 Stück – verleihen der Stadt ihr unverwechselbares Gesicht.
Ein besonders schöner Moment war unser Spaziergang oben auf der Stadtmauer. Selbst an einem Regentag konnten wir ganz entspannt entlanglaufen, denn die Wege sind überdacht. Alles blieb trocken, und der Blick war einfach herrlich: Auf der einen Seite die Dächer, Gärten, Türme, Kirchen und verwinkelten Gassen der Altstadt – auf der anderen das satte Grün rundherum.
Früher hatte eine Stadtmauer einen klaren Zweck: Sie sollte die Stadt schützen und ihr das Aussehen einer Burg verleihen. Wer damals innerhalb der Mauern lebte, war Teil dieser Gemeinschaft – ein Bürger.
Nachdem Rothenburg 1172 die Stadtrechte erhielt, begann man mit dem Bau des inneren Mauerrings. Heute ist davon nur noch wenig zu sehen, aber zwei Türme aus dieser Zeit stehen immer noch mitten in der Altstadt: der Weiße Turm und der Markusturm mit dem auffälligen Storchennest.
Die heutige Stadtmauer wurde zwischen 1350 und 1410 gebaut und ist rund 3,45 Kilometer lang. Der Zugang ist kostenlos, und ein Spaziergang dort lohnt sich wirklich.
Insgesamt führt die Mauer etwa 4 Kilometer rund um die Altstadt, wovon 2 Kilometer als Rothenburger Turmweg ausgeschildert sind – perfekt für einen kleinen Spaziergang mit tollen Ausblicken und einer Portion Geschichte.
Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung: Bei den Zahlen scheiden sich die Geister. Manche Quellen sprechen von 46 Türmen und 4.200 Metern Mauerlänge. Ganz genau festlegen möchte ich mich also nicht – aber eins steht fest: Egal, wie viele Meter oder Türme es tatsächlich sind, ein Spaziergang entlang der Stadtmauer gehört definitiv zu den Highlights in Rothenburg.
Auf den Tafeln (die Fotos habt ihr oben in der Galerie schon gesehen) stehen die Namen der Menschen, die für den Wiederaufbau der Stadtmauer gespendet haben. Interessanterweise ist mir dabei immer wieder die Zahl 1986 aufgefallen – wer weiß, warum gerade dieses Jahr so oft vorkommt?
Übrigens: Während des Rundgangs mit dem Nachtwächter erzählt er auch ein wenig über die Geschichte der Stadtmauer – ein schöner zusätzlicher Einblick.
Erwähnungen auf Instagram
Rothenburg ob der Tauber gehört heute offiziell zu den fotogensten Kleinstädten Deutschlands – kein Wunder. In den vergangenen Jahren wurde die Stadt in verschiedene Rankings aufgenommen, die auf der Häufigkeit von Instagram-Erwähnungen basieren. Mit unserem Besuch waren wir also keineswegs Vorreiter – die Magie dieses Ortes wurde schon lange vor uns entdeckt.
Bereits Künstler der deutschen Romantik ließen sich hier inspirieren, später auch europäische Expressionisten, darunter Wassily Kandinsky. Eines seiner Werke ist in der Fotogalerie weiter unten zu sehen – neben alten Fotografien, Kupferstichen und nostalgischen Postkarten, die ein faszinierendes Bild der Stadt im Wandel der Zeit zeichnen.
Für Fotografen ist Rothenburg ein wahres Paradies. Hier ist wirklich jeder „bewaffnet“ mit Kamera oder Smartphone, und es wird ununterbrochen fotografiert – nach rechts, nach links, jede Gasse ein Motiv. Die fünf Tage, die wir in Rothenburg verbrachten, waren voller fotografischer Momente. Natürlich werden nicht alle hier im Blog erscheinen, aber sie bleiben als kostbare Erinnerungen in unserem Familienalbum.
Der Nachtwächter - Der Klassiker unter Rothenburgs Führungen
Ein ganz besonderes Erlebnis, das wir jedem wärmstens empfehlen können, ist ein abendlicher Spaziergang durch die Stadt mit dem „Nachtwächter“. Die Stadtführung kostet 8 € pro Person – jeder Cent lohnt sich. Auf unterhaltsame und lebendige Weise erzählt der Nachtwächter eine verkürzte Version der spannenden Geschichte Rothenburgs. Dabei berichtet er auch von den bekannten Legenden der Stadt: vom „Meistertrunk“, vom mutigen General der katholischen Liga, Graf Tilly, und vom Bürgermeister, der auf einen Zug 3,5 Liter Wein trank, um zu verhindern, dass ein grausamer Graf die Stadt einnimmt.
Mit viel Ausdruck, fast schon theatralisch, und gespickt mit humorvollen Bemerkungen fesselt er die Zuhörer. Es ist ein echtes Vergnügen, ihm zuzuhören – fast so, als würde die Geschichte selbst lebendig. Die Tour dauert etwa eine Stunde. Mit uns waren rund 50 weitere Besucher unterwegs, wodurch die Gruppe groß und lebendig wirkte. Die Führungen finden täglich um 21:30 Uhr auf Deutsch statt.
Nach einem abendlichen Spaziergang mit dem Nachtwächter setzten wir am nächsten Tag unsere Erkundung der Sehenswürdigkeiten fort – unser Ziel war das Rothenburger Kriminalmuseum.
Nachtwanderung
wer ist auch schon mit einer Taschenlampe entlang der Stadtmauer spaziert?
Am Morgen schlenderten wir noch einmal gemütlich durch die ruhigen Gassen des Städtchens, begleitet von unseren vierbeinigen Freunden. Nach einem leckeren Frühstück in unserem Lieblingscafé machten wir uns schließlich auf den Weg ins Museum.
Rothenburger Kriminalmuseum
Im Mittelalterlichen Kriminalmuseum wird die spannende Geschichte von über 1.000 Jahren deutscher und europäischer Rechtsgeschichte lebendig. Mehr als 50.000 Exponate zeugen von einer längst vergangenen Zeit, in der harte Strafen und öffentliche Demütigungen zum Alltag gehörten, um „Recht und Ordnung“ durchzusetzen.
Neben der Entwicklung des Strafrechts werden auch ungewöhnliche Themen beleuchtet: Verfolgung, Hexenjagden, kuriose Tierstrafen und spektakuläre Kriminalfälle – ein faszinierender Einblick in die dunkleren Seiten der Geschichte.
Der Besuch im Museum war für mich eine sehr intensive Erfahrung. Wenn man sich wirklich vorstellt, wie damals alles gewesen sein muss, läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. So grausam kann die Welt sein – und leider war sie es nicht nur früher. Als ich mir die Szenen vor Augen führte, bekam ich richtig Gänsehaut, und sogar mein Kopf begann zu pochen. Einfach schaurig.
Während mein Mann noch interessiert durch die Ausstellung schlenderte, setzte ich mich mit unseren Hündchen auf eine Bank, um ein wenig durchzuatmen. Ein paar Fotos habe ich trotzdem gemacht – zum Glück sind Hunde und Fotografieren hier erlaubt.
Das Mittelalterliche Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber ist ein Ort, an dem Geschichte spürbar wird. Hier wird die Entwicklung von Recht und Strafe über mehr als 1.000 Jahre eindrucksvoll dargestellt. Mehr als 50.000 Exponate erzählen von einer Zeit, in der harte Strafen, öffentliche Demütigungen und spektakuläre Prozesse zum Alltag gehörten.
Auch ungewöhnliche Themen wie Hexenverfolgung, Tierstrafen oder außergewöhnliche Kriminalfälle werden anschaulich präsentiert – ein faszinierender Einblick in die dunkleren Seiten der Geschichte.
Mein Favorit unter den Exponaten: der Keuschheitsgürtel – skurril und faszinierend zugleich ;-)
Ein wirklich sehenswerter Ort! Das Museum ist spannend, gut gemacht und vermittelt die Geschichte auf eine eindrucksvolle Weise. Mir persönlich war es an manchen Stellen zwar etwas unheimlich, aber trotzdem absolut lohnenswert.
Also: Wenn es euch nach Rothenburg verschlägt – dieses Museum sollte unbedingt auf der Liste stehen!
In diesen fünf Tagen konnten wir gleich zwei Museen besuchen. Normalerweise reicht die Zeit während einer Reise nie, um so viel zu schaffen – diesmal hat es zum Glück geklappt. Der Fokus lag ganz bewusst auf einer Stadt, ohne Ausflüge in die Umgebung.
Jeder Tag begann mit einem frühen Spaziergang mit unseren Hunden – eine schöne Routine und der perfekte Start in den Tag. Es gab immer viel zu entdecken, also wurde die Zeit bestens genutzt. Unserer Meinung nach ist es ohnehin nicht besonders produktiv, lange auszuschlafen 😉
Vor allem wurde eines deutlich: Der frühe Morgen ist die beste Zeit zum Fotografieren – und nicht nur dafür. Vermutlich gilt das nicht nur für Rothenburg ob der Tauber, sondern für alle beliebten touristischen Orte. Am Nachmittag füllen sich die Straßen regelrecht mit Menschen. Besonders die Hauptstraße vom Marktplatz zum Plönlein ist dann so überlaufen, dass man kaum noch durchkommt.
So kommen wir zum zweiten Museum…
Historiengewölbe im Rathaus von Rothenburg ob der Tauber
Dieser Ort hat mich sofort an Lermontows Gedicht „Ich sitze hinter dem feuchten Gitter…“ erinnert.
In dieser Stille, zwischen den alten Mauern und Gittern, spürte man förmlich dieselbe Sehnsucht nach Freiheit und weitem Himmel, die auch sein junger Adler ausdrückt…
Historiengewölbe – gleich vorweg
Das Museum ist eher klein, große Ausstellungsstücke gibt es nicht, aber es ist unglaublich stimmungsvoll und authentisch gestaltet. Der Eintritt kostet 4 Euro pro Erwachsenen, und Hunde dürfen ebenfalls mit hinein :-)
Im Museum kann man Folgendes entdecken:
Originale Waffen, Fahnen und Uniformen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Nachgestellte Szenen aus dem Alltagsleben des 17. Jahrhunderts, die helfen, in die damalige Atmosphäre einzutauchen.
Historische Verliesräume, in denen man sehen kann, wie Gefängniszellen im Mittelalter aussahen.
Kanonen und andere Kriegsartefakte, die mit den militärischen Ereignissen jener Zeit verbunden sind.
Ein Muss für Touristen
Über Rothenburg zu berichten, ohne die örtlichen Weihnachts- und Süßigkeitentraditionen zu erwähnen, wäre einfach unvollständig. In dieser Stadt gibt es einen ganzjährig geöffneten Weihnachtsmarkt, und zahlreiche Spielwaren warten darauf, entdeckt zu werden. Hier befindet sich nämlich die Zentrale der weltweit bekannten deutschen Firma Käthe Wohlfahrt, die sich auf Weihnachtsdekoration und traditionelle Produkte spezialisiert hat.
Wir konnten natürlich nicht widerstehen und mussten die berühmten „Schneebälle“ probieren – ein absolutes Muss für jeden Besucher. ✨ Und ja, wir haben auch einen Abstecher ins Geschäft „Weihnachtsdorf“ gemacht. Haltet euch fest – dort gibt es wirklich alles!
Für uns fiel allerdings ein Teil des Sortiments sofort weg. Warum? Im letzten Jahr waren wir im Erzgebirge und haben unsere Nussknacker und andere schöne Stücke direkt beim Hersteller gekauft. Klar, viele Touristen haben diese Möglichkeit nicht – für sie ist ein Einkauf hier natürlich eine tolle Option. Aber man sollte wissen: Die Auswahl ist riesig, die Augen wandern in alle Richtungen, und die Preise haben es durchaus in sich.
„Schneebälle“ und Weihnachten in Rothenburg – das ganze Jahr über
Naschkatzen kommen an den Auslagen der örtlichen Konditoreien kaum vorbei, die buchstäblich mit bunten „Schneebällen“ gefüllt sind. Diese regionale Spezialität aus Mürbeteig wird frittiert und in den unterschiedlichsten Varianten angeboten – ein Genuss für alle Süßigkeitenliebhaber!
Schneeballen findet man in Rothenburg an fast jeder Ecke. Von klassischem Kaffee- bis hin zu fruchtigem Erdbeergeschmack ist alles dabei, und die Preise liegen meist zwischen 2 und 5 Euro pro Stück – perfekt für eine kleine süße Pause während eines Stadtbummels.
Unser persönlicher Eindruck
Ganz nett zum Probieren, wenn man schon vor Ort ist – Schneeballen gehören einfach zum typischen Bild der Region. Geschmacklich haben sie uns allerdings nicht wirklich überrascht. Wir hatten etwas Außergewöhnlicheres erwartet, doch dieser Moment blieb aus. Einmal probieren – ja. Extra noch einmal dafür zurückkommen – eher nicht :-(
Sogar die Einheimischen scherzen oft, dass Schneeballen „besser aussehen, als sie schmecken“. Hinter der perfekten, zuckrig-weißen Hülle verbirgt sich nämlich kein üppiger Geschmack, sondern ein schlichtes, knusprig-trockenes Gebäck – nostalgisch charmant, aber für viele eine kleine geschmackliche Überraschung.
(Das ist unsere ganz persönliche Meinung.)
“Grand Cru” Chocolaterie & Patisserie
Keine Werbung! Aber nach den „Schneeballen“ war das einfach die beste Wahl zum Tee am Abend.
Wein! Wein! Wein!
Bei unserem Besuch in Rothenburg ob der Tauber haben wir diesmal kein ausgedehntes Restaurant-Hopping gemacht, sondern uns auf zwei kleine Lieblingslokale konzentriert. Beide haben wir anschließend auch kurz auf Tripadvisor bewertet. Besonders begeistert hat uns ein gemütlicher Abend im Restaurant „GLOCKE“ – herzliche Atmosphäre, freundliches Personal und exzellentes Essen, einfach perfekt für einen entspannten Abend.
Ein echtes Highlight war für uns natürlich das Wein-Erlebnis. Wie immer auf unseren Reisen bringen wir mindestens eine Flasche oder eine kleine Kiste Wein mit nach Hause, um die Erinnerungen an den Ort zu bewahren. In Rothenburg haben wir einen besonderen Weißwein entdeckt, direkt aus den Weinbergen in der Rothenburger Tal-Landschaft, die man von einer kleinen Plattform mitten in der Stadt überblicken kann – ein Geschmack, der den Besuch noch lange in Erinnerung bleiben lässt.
Johanniter Grauer Burgunder, Johanniter Weisser Burgunder, Johannitter 2019er “Reichstadt” Thürauf Clocke …
Wir haben ihn im Restaurant probiert und waren sofort begeistert – selbstverständlich haben wir gleich Nachschub gekauft, inklusive eines Sekts, den wir zu Hause noch öffnen werden.
Es ist immer wieder ein besonderes Gefühl, ein Glas Wein direkt aus der Region, die man besucht hat, zu Hause zu genießen. Man kennt die Geschichte, die Landschaft, den Moment, und das macht das Trinken noch einmal so viel schöner. Für uns ist das eine kleine Tradition geworden, die jeden Schluck mit Erinnerungen an Rothenburg ob der Tauber füllt.
Worin liegt das Geheimnis von Rothenburgs Beliebtheit?
Stadtpark.
Ganz offensichtlich lässt sich mit bloßem Auge erkennen: Die Stadt hat ihr historisches Erscheinungsbild nahezu perfekt bewahrt, obwohl sie im Zweiten Weltkrieg Schäden erlitt. Nach dem Krieg wurden die zerstörten Teile behutsam anhand historischer Fotografien und Pläne wiederaufgebaut – unterstützt nicht nur durch staatliche Mittel, sondern auch von Touristen aus aller Welt, die die romantische Atmosphäre Rothenburgs bereits liebgewonnen hatten.
Nach der Wiederherstellung flossen die Mittel weiter – nun für die Pflege und Restaurierung der Sehenswürdigkeiten. Die Namen dieser Unterstützer und Firmen lassen sich auf steinernen Gedenktafeln entlang der alten Stadtmauer entdecken, auf denen man ein kleines Stück Weltgeografie studieren kann. Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Spender aus Japan und den USA… und sogar aus Bremen ;-)
Ein kleiner Fakt am Rande: Einer der Gäste Rothenburgs – allerdings kein Tourist – war Papst Franziskus. 1986 verbrachte der 49-jährige katholische Priester aus Argentinien, Jorge Mario Bergoglio, während seiner Doktorarbeit drei Monate in Rothenburg, unter anderem, um Deutsch im örtlichen Goethe-Institut zu lernen.
Wer Zeit und Lust hat, sollte den Stadtrundgang unbedingt mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer beginnen. Zugang dazu gibt es zum Beispiel am imposanten Spitaltor-Bastion, nachdem man einen Blick in das Innere dieses historischen Bauwerks geworfen hat. Der Rundweg entlang und auf der Mauer um die Altstadt misst etwa vier Kilometer. Mit unseren vierbeinigen Begleitern haben wir diese Strecke problemlos zurückgelegt ;-)
Die Stadtmauer gilt als eine der wenigen mittelalterlichen Anlagen in Mitteleuropa, die bis heute weitgehend unverändert erhalten geblieben ist. Vergleichbar gut erhaltene, wenn auch kürzere Stadtmauern findet man in Nördlingen und Dinkelsbühl. Alle drei Städte liegen an der beliebten, 400 Kilometer langen Romantischen Straße durch Deutschland.
Hier könnte man natürlich endlos weiterschreiben und von all den kleinen Momenten erzählen – schließlich haben wir mehrere Tage hier verbracht. Trotzdem versuche ich, die Geschichte kurz zu halten. Die warmen Erinnerungen an diese Reise werden sicher noch lange in unserem Gedächtnis bleiben. Einen YouTube-Kanal oder andere Reisetagebücher führen wir nicht. Alles, was mich unterwegs besonders berührt und inspiriert, möchte ich ab jetzt hier – in meinem Blog auf Squarespace – festhalten.
…wenn man Google fragt, bekommt man schnell die Antwort: „Rothenburg kann man an einem Tag besichtigen.“ Manche sagen sogar, zwei Tage würden völlig ausreichen. Wir würden das allerdings ganz anders sehen.
The End
Nach fünf Tagen vor Ort können wir ganz klar sagen: Es gibt in Rothenburg unglaublich viel zu entdecken – weit mehr als nur die bekannten Museen, die Stadtmauer oder die klassischen Sehenswürdigkeiten.
Zwischen den charmanten Gassen, kleinen Fotospots, gemütlichen Cafés, traditionellen Restaurants, hübschen Souvenirläden und den vielen besonderen Momenten bei morgendlichen oder nächtlichen Spaziergängen vergeht die Zeit wie im Flug.
Wer nur ein oder zwei Tage bleibt, kann natürlich einmal schnell durch die Stadt laufen – doch das ist eher ein flüchtiger Blick durchs Schaufenster. Um Rothenburg wirklich zu spüren und die Erinnerungen festzuhalten, sollte man sich unbedingt mehr Zeit nehmen…
Die Erinnerungen an Rothenburg nehmen wir mit - bis zum nächsten Beitrag !
Unsere herbstliche Reise nach Rothenburg ob der Tauber war ein unvergessliches Erlebnis. Der mittelalterliche Charme, verwinkelte Gassen, gemütliche Restaurants und die malerische Altstadt machen die Stadt zu einem perfekten Ziel für Romantik und Kultur. Entdeckt, was es hier zu sehen und zu probieren gibt – ein Muss für jeden Deutschlandbesuch!